Sonntag, 30. Januar 2011

Chamonix // Mont Blanc du Tacul // Goulotte Gabarrou-Albinoni

pe  Mekka liegt in Frankreich. Und zumindest einmal im Leben soll man dorthin pilgern. Pflichtbewusst packten wir also unsere Rucksäcke, bestiegen den Zug und drückten uns schon mal die Nase am Fenster platt, als wir vor Chamonix den ersten Felsgötzen zu Gesicht bekamen – Les Drus:



Zusammen mit einem Car Koreaner gings dann von Chamonix in der Gondel ruckzuck rund 2800m höher zur Station Aiguille du Midi, die mit einem wortwörtlich atemberaubenden Panorama aufwartete: Die Walliser, Jorasses, Dent du Géant &co. (nur der feige Lac Léman verkroch sich unter der Wolkendecke).




Aiguille du Midi


Noch immer etwas beduselt ab dem raschen Höhengewinn, richteten wir es uns auf der Herrentoilette der Station gemütlich ein. Die Bahnwärter waren zwar anfangs etwas skeptisch über dieses Vorhaben („Ceci n’est pas un hôtel!“), stellten uns dann aber dennoch augenzwinkernd den Wischmob hin. Wärmer als im Refuges des Cosmiques war es hier allemal und dazu gabs fliessendes Wasser. Geschlafen wurde unter dem Heizstrahler auf unseren Seilen – was für ein Luxus!








Aussicht aus der Herrentoilette


Um drei Uhr dann Gliederstrecken, den Kocher mit der Zange traktieren, bis er endlich Benzin speit und los geht’s hinaus in die frostbeulige Januarsnacht. Nach einer guten Stunde Schneeschuhfahrt über den spaltenlosen Gletscher stehen wir bereits am Fuss des Taculs, und unsere Linie (SS-/III, 4+, 500m) finden wir auch ziemlich rasch. Den tiefen Schrund konnten wir auf der linken Seite problemlos über eine schmale Brücke überwinden.


Götterdämmerung, Zahn des Riesen


The schrund

Von nun an wurde es steiler. Geschlagene Standplätze finden sich über die ganze Routenlänge. Die Bedingungen waren aber so optimal, dass wir das erste Drittel rasch und ohne allzu grosse Sicherheitsanstrengungen durchsteigen konnten. 




Bei ungefähr der Hälfte der Wand verzweigt sich das Couloir: Rechts die Goulotte Modica-Noury, links die Gabarrou-Albinoni. Ab da benötigten wir dann auch ein paar Eisschrauben. Zur Felssicherung kamen wir  nie, was schon fast schade war bei diesem Granit! Die Schwierigkeit und Steilheit waren homogen und überschaubar, das Eis perfekt – und das über die ganzen rund 5-6 kletterbaren Seillängen.


Yves im Vorstieg
Wegen dem Zuviel an Schnee war die Besteigung des Gipfels unmöglich und so schön die Kletterei auch ist, einmal brennen die Waden und man ist froh, wenn’s ans Abseilen geht. Unser Ärger war aber gross, als wir feststellten, dass sich irgend ein A*** an unserem deponierten Material bediente: Benzinkocher, Fernglas und Kleider – alles weg samt Sack. Der Zorn im Bauch reichte dann allerdings nicht aus, trotz Plackerei noch die letzte offizielle Gondel zu erwischen. So kamen wir zum Abschied noch zu einer Gratisfahrt mit dem Personal. Chamonix, nous revenons!