Mittwoch, 13. April 2011

Eiger Lauper-Route

gut ersichtlich die steile Eisrinne neben dem Bollwerk, oben das bereits ziemlich ausgeaperte Laupereisfeld


Am Samstag Abend fuhren wir nach der Arbeit mit dem Auto und der Bahn nach Alpiglen mit dem Ziel den Eiger über die Lauper-Route zu besteigen. Bereits am Donnerstag - ich war anlässlich einer Skitour auf die Jungfrau in der Region unterwegs - hatte ich die Verhältnisse in der Route von Grindelwald aus mit dem Fernglas eingesehen und studiert. Der Grossteil der Route präsentierte sich in einem guten Zustand. Wir wollten - wenn möglich - die heiklen, schwer abzusichernden Platten der Original-Route durch diese Rinne umgehen (wie im SAC-Führer beschrieben). Der obere Rand des Lauperschilds sah allerdings schon ziemlich ausgeapert aus, es hatte nur noch eine feine Eis-Schnee-Rinne die vom Lauperschild direkt auf den Gipfelgrat führt. Ob diese Rinne tatsächlich noch so gut eingeschneit wäre, wie es aussah, würde man erst vor Ort feststellen können.


Röbi beim Fondue-Machen :)


Am Sonntag Morgen sind wir um 3 Uhr in Alpiglen gestartet. Zuerst ging es durch den lichten Wald oberhalb der Bahnstation. Dort trafen wir auf z.T. stark aufgeweichten Schnee, der das Weiterkommen einigermassen mühsam gestaltete. Bis zur grossen Schneerinne, die zum Einstieg der Route führt, war anstrengende Spurarbeit angesagt und wir brauchten ziemlich viel Zeit bis wir dort ankamen. Beim Anziehen des Klettermaterial passierte es - Röbi fiel die Tasche mit den Eisschrauben runter und kullerte anschliessend gut hörbar die Schneehänge und Felsstufen unter uns runter. Im Dunkeln grenzte es ans Unmögliche die Tasche zu finden. Ich spurte also weiter das Schneefeld rauf, während mein Kollege begann die Tasche zu suchen. Das Schneefeld zum Einstieg war angenehm zu gehen. Doch es wird einem hier schon klar, wie hoch dieser Berg ist. Das Schneefeld das von unten gar nicht so gross erscheint, enpuppte sich als ca. 500 Hm hohes, riesiges Schneefeld. Oben angekommen beschloss ich wieder runter zu gehen, wir wollten am nächsten Tag noch einmal einen Angriff starten. Den Rest des Tages wollten wir nutzen um in Grindelwald neue Eisschrauben und Verpflegung zu kaufen. Beim Abstieg fanden wir aber dann tatsächlich unsere Eisschrauben-Tasche wieder :)! Also doch keine neuen Eisschrauben kaufen :)! Wir deponierten unser Material unterhalb des Schneefeldes und verbesserten während des restlichen Abstieg unsere Spur, um am nächsten Tag nicht zu viel Kraft zu verpuffen.

Am Montag ging es um 2 Uhr los, mit einer optimierten Routenwahl um den Wald herum und der guten Spur waren wir schneller als am Vortag unterhalb des grossen Schneefeldes. Abgesehen eines Verhauers, gleich beim Einstieg der Route oberhalb des Schneefeldes, durch den wir etwa eine Stunde verloren, kamen wir trotz Spurarbeit ohne Probleme vorwärts.


früher Vogel hackt das Eis



Das Bollwerk konnte gut im steilen Schnee links umgangen werden. Nach einigem Hin und Her, zwecks Umgehungen der Felspartien, ging es ziemlich gerade neben dem Bollwerk in direkter Linie im Schnee - mit einigen steilen Eisstufen - bis ca. 3250m hinauf. Trotz der guten Verhältnisse kamen wir nicht ganz so schnell vorwärts wie gewünscht, da wir alles spuren mussten. Röbi und Ich wechselten uns alle 150-200 Höhenmeter mit Spuren ab.


unter dem Bollwerk




Steilaufschwung in der Rinne neben dem Bollwerk


 

Danach wurde die Routenführung etwas undefinierter. Man muss schauen, dass man ziemlich weit nach rechts kommt, ca. 200 Meter Quergang bis unter das Laupereisschild, danach durch eine Verengung auf das Eischild und alles ziemlich gerade empor. Bis dorthin hatten wir mehr oder weniger guten Trittschnee, das Lauperfeld war ziemlich hart aber noch nicht blank. Langsam spürten wir unsere Waden und die Bahnstation von Alpiglen und Grindelwald lagen bereits sehr weit unter uns.


Röbi auf dem Lauperschild





Links unter uns war die Mittellegi-Hütte zu erkennen und links oberhalb waren bereits die Fixseile auf dem Grat nach dem grossen Turm zu sehen. Nicht mehr so schnell aber immer noch stetig gewannen wir auf dem Eisschild an Höhe. Die obligaten Fotoaufnahmen waren jeweils eine angenehme Möglichkeit um wieder ein paar Sekunden verschnaufen zu können. Das Lauperfeld zog sich eine Ewigkeit hin. Der direkte Ausstieg auf den Gipfelgrat gestaltete sich ziemlich delikat, die Platten waren nur noch von einer dünnen Eis- und Schneeschicht überzogen. Auf dem Gipfelgrat angekommen, stellte sich langsam das Glücksgefühl ein. Um 20.30, nach 18h zum Teil mühsamer Spurarbeit standen wir - ich zum zweiten, mein Kollege zum vierten Mal - auf dem Gipfel des Eigers.


endlich auf dem Gipfelgrat


Röbi auf dem Gipfel


Der Abstieg über die Westflanke war dank den vielen Nordwand-Begehungen in einem guten Zustand aber er zog sich auch hin. Immer die Lichter der Station Eigergletscher im Blickwinkel torkelten wir erschöpft aber glücklich die Flanke runter. Nach vielen Pausen kamen wir erst um 2 Uhr bei Station Eigergletscher an. Was für ein Tag, was für eine Tour. Nach  2-3 Stunden ungemütlichen Ausharrens in der Station und einem Frühstück auf der kleinen Scheidegg traten wir die Heimreise an.

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